Stop Asian Hate - Rassismus gegen Asiat:innen in den USA
Rassismus gegen Asiat:innen in den USA ist nichts Neues. Neu ist nur die Dynamik, die das Thema seit Beginn der Corona-Pandemie wieder aufgenommen hat. Wir haben mit Ally Seiler gesprochen. Sie ist eine 26-jährige amerikanische Studentin aus Michigan, die für ihr Masterstudium nach Deutschland gekommen ist.
Am 16. März wurden in der Region um Atlanta acht Personen in drei Massagesalons erschossen. Sechs von ihnen waren asiatischstämmige Amerikanerinnen. Bei dem Täter handelte es sich um einen Mann, der in den Salons regelmäßig sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen hatte und von seinem schlechten Gewissen geplagt wurde. Das galt es zu beseitigen.
Die Polizei konstatierte, es habe sich nicht um ein rassistisches Motiv gehandelt, weil der Täter primär Frauen und keine Asiatinnen gesehen habe. Das stoß auf große Kritik. Asiatinnen werden oft sexualisiert und erleben Verachtung, weil sie als Prostituierte stereotypisiert werden. In diesem Fall vermischen sich Sexismus und Rassismus.
„Doch der Rassismus gegen Asiat:innen in den USA ist nicht neu“, berichtet Ally Seiler. Die Entwicklung reiche bis in die 1860er Jahre zurück. Das begann damals an der Westküste, in Kalifornien, mit dem Bau der Eisenbahn oder dem sogenannten Goldrush. Asiat:innen wurden als unerwünschte Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt empfunden. Sie waren fleißig und galten als erfolgreich.
„Besonders in Krisen leiden Asiat:innen unter antiasiatischen Emotionen bzw. unter besonders starkem Ausleben der Rassismen“, erzählt Seiler. Pearl Harbor, der Korea- und der Vietnamkrieg seien hier zu nennen, die die Entwicklung verstärkten, ebenso wie die Dämonisierung des Kommunismus und die aufstrebenden Wirtschaftsmächte zuerst aus Japan und später aus China. Handelskriege wirken da jedes Mal wie Wasser auf die Mühlen der Rassist:innen.
Stop Asian Hate-Bewegung
Seit der Corona-Pandemie hat der Hass gegenüber Asiat:innen noch mal zugenommen. Spätestens als Donald Trump das „China-Virus“ ausgerufen hatte und sich niemals öffentlich davon distanzierte, bekam der antiasiatische Rassismus neue Dynamiken. Weiße Nationalist:innen, vom System Abgehängte, Verschwörungstheoretiker:innen, Corona-Leugner:innen sprangen auf den Zug auf.
Das habe sich – laut Seiler – deutlich verbessert unter Joe Biden. Wichtig ist ihr bei all ihren Ausführungen, deutlich zu betonen, dass sie aus der privilegierten Brille einer weißen Amerikanerin spreche, die keine Rassismen in ihrem Leben erfahre. All ihre Beobachtungen seien aus der „second-hand-perspective“.
„Seit dem Wechsel von Trump zu Biden gibt es eine Anti-Hass-Kampagne. Biden versucht, Asiat:innen besser zu beschützen, er wählt eine ganz andere Sprache“, erzählt Seiler. Auch habe sich eine eigene Bewegung gegründet, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Die sogenannte Stop Asian Hate-Bewegung wird dabei von allen „guten“ Menschen unterstützt. Darunter fallen Menschen aller Altersschichten und Hintergründe, progressiv Denkende und viele Studierende. Es gebe viele Parallelen zur Black lives Matter-Bewegung.
Für die Zukunft sei es sehr wichtig, dass die Gesellschaft ein anderes Verständnis für antiasiatische Rassismen aufbaue. Ally Seiler erzählt von Workshops, Unterricht, sprachsensiblen Büchern und Filmen, die anti-rassistische Haltungen vermitteln und Mikroaggressionen vorbeugen. Sie hoffe, dass sich die Politik dahingehend Maßnahmen überlege.
Sie selber engagiert sich bei den Democrats Abroad Germany, Chapter Münster. Eine politische Organisation der aktuellen Regierungspartei von Joe Biden und Kamala Harris. Sie setzen sich für die Interessen der im Ausland lebenden Demokrat:innen ein und können so Einfluss nehmen auf die amerikanische Politik. Und wer weiß, vielleicht gelingt es ja auch mit Ally Seilers Ideen für Sprachsensibilität, antiasiatische Rassismen abzubauen. Zu wünschen wäre es.